Nachdem unter den Bedingungen der Corona-Einschränkungen in allen europäischen Staaten die Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung und des Sieges über den Faschismus abgesagt werden mussten, fand Ende Juni in Moskau – am historischen Jahrestag der Siegesparade 1945 auf dem Roten Platz – die Gedenkparade zum Tag des Sieges mit Zahlreichen Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges statt. Es war eine eindrucksvolle Würdigung der Leistung der sowjetischen Armee bei der Niederschlagung der faschistischen Barbarei. Es war aber auch ein sichtbares Signal, dass diese historische Leistung nicht vergessen werden darf.
In einem ausführlichen Beitrag der US Zeitschrift „National Interest“ hatte der russische Präsident Wladimir Putin anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges über den deutschen Faschismus einen ausführlichen Beitrag veröffentlichen können, in dem er betonte:
„Das Vergessen der Lehren aus der Geschichte wird unweigerlich hart bestraft. Wir werden die Wahrheit auf der Grundlage dokumentierter historischer Fakten entschlossen verteidigen und auch weiterhin ehrlich und unparteiisch über die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges sprechen.“
Er kündigte an, dass Russland eine öffentliche Sammlung von Archivdokumenten, Film- und Fotomaterialien über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und der Vorkriegszeit erstelle und rief die anderen Alliierten auf, dies auf der Grundlage ihrer Archive ebenfalls zu tun.
Nur so könne die Wahrheit über den Weg in den Zweiten Weltkrieg auch für kommende Generationen sichtbar werden. In diesem Rahmen verwies er auf die verhängnisvolle Appeasement-Politik der Westalliierten beim Münchener Diktat gegen die CSR, aber auch auf die Ablehnung der Schaffung eines Systems der kollektiven Sicherheit zum Schutz der polnischen Souveränität.
Wenn – wie in der skandalösen Resolution des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 – die Sowjetunion für den Beginn des zweiten Weltkrieges verantwortlich gemacht wird, dann zeigt das nur, dass man nicht bereit ist, die historischen Dokumente zur Kenntnis zu nehmen.
Und mit Hinweis auf die Nazi-Komplizen und Kollaborateure der verschiedenen Schattierungen, die selbst die Hinrichtung in Babyn Jar, das Massaker von Wolhynien, das verbrannte Chatyn und die Vernichtung von Juden in Litauen und Lettland auf dem Gewissen hätten, beklagte er:
Es sei „verblüffend, wenn in einer Reihe von Ländern diejenigen, die sich durch die Kollaboration mit den Nazis befleckt haben, plötzlich mit den Veteranen des Zweiten Weltkrieges gleichgesetzt werden. Ich halte es für unzulässig, Befreier und Besatzer gleichzusetzen. Und die Heroisierung der Nazi-Komplizen kann nur als Verrat am Gedenken an unsere Väter und Großväter angesehen werden. Der Verrat an jenen Idealen, die die Völker im Kampf gegen den Nationalsozialismus vereinten.“
Er warnte vor solchen Entwicklungen nicht allein mit Blick auf die Geschichte: „Der historische Revisionismus, dessen Manifestationen wir jetzt im Westen beobachten, insbesondere in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg und dessen Ausgang, ist gefährlich, weil er das Verständnis der Prinzipien der friedlichen Entwicklung, die 1945 auf den Konferenzen von Jalta und San Francisco festgelegt wurden, grob und zynisch verzerrt.“
Im Sinne des antifaschistischen Anliegens der FIR und ihrer Mitgliedsverbände forderte er von den ehemals alliierten Staaten „ein gemeinsames Engagement für den Geist des Bündnisses und die hohen humanistischen Ideale und Werte, für die unsere Väter und Großväter Schulter an Schulter gekämpft haben.“