Am 2. Juni 2013 starb in Wiener Neustadt Prof. Karl Flanner, Ehrenmitglied des KZ-Verband/VdA Bundesverband.
Karl Flanner, geboren am 22.10.1920 in Wiener Neustadt, wuchs im Arbeiterviertel „Flugfeld“ auf und trat nach dem Februar 1934 von der Sozialdemokratie zum KJV über.
Er war im Aufbau des antifaschistischen Widerstands in Wiener Neustadt maßgeblich beteiligt und wurde 1939 von der Gestapo verhaftet. Er wurde vom Oberlandesgericht Wien zu drei Jahren und neun Monaten Zuchthaus verurteilt und wurde nach Verbüßung der Haft in „Schutzhaft“ genommen und wurde in Dachau und Buchenwald inhaftiert. Er erlebte die Befreiung Buchenwalds im April 1945.
Flanner, seit der Befreiung Mitglied und Funktionär des KZ-Verbands, verfaßte unzählige Schriften und Bücher, u.a. gemeinsam mit Erich Fein „Rotweißrot in Buchenwald“, sein Themenspektrum umfasste Bücher, Aufsätze und Arbeiten zu antifaschistischen gewerkschaftlichen, niederösterreich-geschichtlichen, zeitgeschichtlichen und antifaschistischen Fragen.
Mit dem Leiter der österreichischen kommunistischen Widerstandsgruppe, Otto Horn (1905-1967, 62 J.), bis 1967 Mitglied des Politischen Büros der ZK der KPÖ, bis 1967 stellvertretender Bundesvorsitzender des KZ-Verbandes, war Flanner als Mitbegründer der Gewerkschaft der Privatangestellten, deren Zentralsekretär (u.a. neben Josef Hindels) Otto Horn war, war Flanner jahrzehntelanges Mitglied des Zentralvorstandes der GPA.
Anläßlich des ersten politischen Toten der Zweiten Republik, des kommunistischen Widerstandskämpfers und Mitglied des KZ-Verbands, Ernst Kirchweger (1897-2.4.1965), und des Staatsbegräbnisses für Kirchweger in Wien im Sinne der antifaschistischen Einheit der drei demokratischen Gründungsparteien der Republik, ÖVP, SPÖ und KPÖ mit etwa 25.000 TeilnehmerInnen schrieb Flanner: „Ich habe als Mitglied des Zentralvorstandes der Angestelltengewerkschaft am Trauermarsch für Kirchweger über den Ring teilgenommen. Ein bitteres Ereignis, welches für eine kurze Zeit die Einheitsfront gegen die Faschisten brachte.“
Er übte auch internationalistische Arbeit, etwa bei den Linzer Internationalen Tagungen der Historiker der ArbeiterInnenbewegung (ITH), wo er neue nationale und internationale antifaschistische Kontakte knüpfte bzw. erneuerte. So z.B. etwa mit dem ehemaligen KZ-Buchenwald – Kameraden, KZ-Verband – Bundesvorstandsmitglied Peter Kammerstätter (1911-1993), über den er 2005 schrieb: „Peter Kammerstätter war mein Freund. 1954 bin ich mit ihm in Buchenwald gewesen. Übrigens: heute sollte ich aus Anlaß `60 Jahre seit der Befreiung` wieder in Buchenwald sein. Meiner mangelnden Gesundheit wegen konnte ich die Reise nicht wagen.“
Karl Flanner war langjähriger KP-Gemeinderat von Wr. Neustadt, er war Initiator der Gründung des Industrieviertel-Museums.
Wie genau Prof. Karl Flanner arbeitete, zeigt sein Brief an Dr. Günther Grabner vom KZ-Verband OÖ vom 11. April 2005: „Bitte entschuldige meine späte Reaktion auf Dein Schreiben vom 27.3.2005, aber ich bin zur Zeit sehr, sehr überlastet, weil ich in Zusammenhang mit 60 Jahre seit 1945 bei Schulprojekten und mit (Zeitzeugen-)Vorträgen sehr voll eingedeckt bin, zumal ich in Wr. Neustadt der einzige noch Überlebende bin, der im KZ war. Das ist eine ebenso anstrengende (vor allem für mein defektes Herz) wie auch erhebende Verpflichtung, der ich sehr gerne nachkomme.“
Karl Flanner schrieb mit seiner Autobiographie „Schreib das auf! Als Zeuge der Zeit ohne Gnade“, Wiener Neustadt: Museum und Archiv für Arbeit und Industrie im Viertel unter dem Wienerwald/ Leykam Druck-Werk Gutenberg Wiener Neustadt 2002, 208 Seiten) für die ZeitgenossInnen und Nachgeborenen ein spannendes, wissenschaftliche Ansprüche mit der Sprache der ArbeiterInnen erfüllendes Buch, das auch nach dem 2. Juni 2013 sehr lesenswert ist und die Liebe des nunmehr letzten gestorbenen KZlers der Stadt Wiener Neustadt zur ArbeiterInnenklasse und dem Antifaschismus dokumentiert.
Prof. Karl Flanner wurde in der konstituierenden Sitzung des Bundesvorstands nach dem a.o. Bundesdelegiertentag im April 2012 in Graz die Ehrenmitgliedschaft im KZ-Verband/VdA verliehen.
Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.