Mit großer Sorge verfolgt die FIR in verschiedenen europäischen Ländern staatliche Formen der Geschichtsrevision. Einmütig hatten die Delegierten des XVIII. FIR Kongresses Ende November die skandalöse Erklärung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 zurückgewiesen. Gleichzeitig riefen die Delegierten dazu auf, sich gegen NS-Glorifizierung zu wehren, wie sie durch die Rehabilitierung von Nazi-Kollaborateuren in den baltischen Republiken, in Bulgarien, Ungarn und in Bleiburg für die kroatischen Kollaborateure auch im kommenden Jahr stattfinden soll.
Mit Empörung mussten wir nun zur Kenntnis nehmen, dass am 3. Dezember das ukrainische Parlament (Werchowna Rada) eine Verordnung über Gedenktage und Jubiläen im Jahre 2020 verabschiedet hat, die unter anderem feierliche Veranstaltungen im Andenken an eine Reihe von Nazikollaborateuren vorsieht, deren Jubiläen auf 2020 fallen werden. Dabei soll die Regierung einen Plan der Veranstaltungen zusammenstellen und deren Finanzierung sichern. Das Erziehungsministerium sei für die Vorbereitung von Gedenkstunden in Schulen und Universitäten zuständig. Die Nationale Bank der Ukraine werde damit beauftragt, Gedenkmünzen prägen zu lassen.
Die FIR verurteilt in aller Schärfe solche Formen von staatlicher Geschichtsrevision. Es ist ein perverses Signal, wenn im 75. Jahr des Sieges der Völker über den Faschismus, dem Jahr der Befreiung vieler Länder von der faschistischen Okkupation jetzt NS-Kollaborateure und SS-Freiwillige geehrt werden sollen und als Vorbilder für die kommenden Generationen hingestellt werden. Während die Geschichte des antifaschistischen Kampfes verfälscht und die Leistungen der Frauen und Männer in den Reihen der Anti-Hitler-Koalition in vielen Ländern in verschiedenen europäischen Ländern in Frage gestellt werden, wird durch solche Beschlüsse ein europäisches Geschichtsbild vorgegeben, welches die Wahrheit über die Befreier von der faschistischen Barbarei und den antifaschistischen Widerstand ausblendet. Das dürfen wir nicht zulassen.
Auch andere gesellschaftliche Kräfte äußerten ihre Kritik an solcher Geschichtsverfälschung. Der israelische Botschafter forderte die ukrainische Regierung diplomatisch dazu auf, die Aufnahme solcher „fragwürdigen Figuren“ in die Liste der in der Ukraine offiziell gefeierten Personen zu „überdenken“. Klarer äußerte sich Eduard Dolinski, Vorsitzender des Jüdischen Komitees der Ukraine: „Diejenigen zu feiern, die sich – aus welchen Gründen auch immer – für eine Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime entschieden haben, ist unserer Ansicht nach ein Affront gegen das Andenken an sechs Millionen Juden, die vom Nazi-Regime getötet wurden.“
Gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden wird die FIR auch im Jahr 2020 die historische Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg und die Leistungen des antifaschistischen Kampfes verteidigen.