ÖsterreicherInnen im Kampf um Spaniens Freiheit

Während noch 40 Jahre nach der faschistischen Franco-Diktatur in Spanien darüber gestritten wird, ob Straßen, welche die Namen von ehemals führenden Faschisten tragen, umbenannt werden sollen1 oder nicht, jährte sich diesen Sommer zum 80. Mal die Gründung des österreichischen „12.-Februar-Bataillons“ während des Spanischen Bürgerkrieges. 

Als am 17. Juli 1936 die reaktionären Militärs in Spanisch-Marokko zum Putsch gegen die wenige Monate zuvor in die Cortes gewählte Volksfront-Regierung aus Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten losschlugen, war das internationale Echo darauf riesig. So waren die Zeitungen länderübergreifend gefüllt mit Artikeln über dieses Ereignis. So schrieb bereits die Wiener Zeitung in ihrer Montagsausgabe drei Tage später unter dem Titel „Ganz Spanien in Aufruhr“, dass „man offenbar mit einem langen und blutigen Bürgerkrieg rechnen muß“. Dass es nicht bei einem Bürgerkrieg blieb, sondern internationale Dimensionen annahm, resultierte v.a. daraus, dass das faschistische Italien und Deutschland den putschenden Militärs von Beginn an unter die Arme griffen. So lieferten sie nicht nur Waffen und Gelder, sondern auch Militärberater und Soldaten. Erinnert sei an dieser Stelle an die Zerstörung der baskischen Stadt Guernica durch die deutsch-faschistische Legion Condor. Doch auch das austrofaschistische Schuschnigg-Regime unterstützte – trotz der angeblichen Neutralität in diesem Konflikt – die faschistischen Militärs auf der iberischen Halbinsel. Natürlich nicht in dem Ausmaß wie Italien oder Deutschland. Doch auch aus Österreich wurden Waffen entsendet, die Rekrutierung von Soldaten gefördert, Gelder bei Großindustriellen gesammelt und gegen die Spanische Republik gehetzt. 

Jedoch gab es zu dieser Zeit auch ein anderes Österreich. Denn so machten sich (manche noch vor dem Appell der Kommunistischen Internationale im Spätsommer 1936) zwischen 1.300 und 1.400 ÖsterreicherInnen auf den Weg nach Spanien, um nach den Erfahrungen vom Februar 1934 mit dem Gewehr in der Hand gegen den Faschismus zu kämpfen. So wundert es auch kaum, dass unter den antifaschistischen SpanienkämpferInnen viele bereits über militärische und Kampferfahrung verfügten. Der übergroße Anteil war zudem männlich – nur ca. 25 Frauen waren unter den antifaschistischen SpanienkämpferInnen – und Mitglied der KPÖ. Die in der österreichischen Illegalität gebliebenen AntifaschistInnen blieben jedoch ebenfalls nicht untätig und sammelten Spenden für den spanischen Hilfsfonds: „Die Arbeiter der Steyrer Auto- und Waffenwerke lehnten die Teilnahme an einer Sammlung für eine Flugstaffel des österreichischen Bundesheeres ab und beschlossen, pro Arbeiter einen Schilling für die spanische Volksfront zu spenden. In Wien-Floridsdorf wurde fast in allen Betrieben gesammelt, überhaupt in der ganzen Wiener Metallindustrie. Sehr gute Sammelergebnisse der Wiener Straßenbahner. Viele Bezirksorganisationen der KPÖ sammeln unter dem Motto ‚Jeder Bezirk ein Maschinengewehr für die spanische Volksfront’. Den politischen Gefangenen eines Wiener Gefangenenhauses gelingt es, einen Brief und das Sammelergebnis von §10 nach draußen zu schmuggeln.“ 

Auf nach Spanien!
Der Weg nach Spanien war beschwerlich. So verkleideten sich viele beim Übertritt in die Schweiz als SkifahrerInnen. Dann ging es via Pariser Koordinierungsstelle über die Pyrenäen nach Spanien. Bis zur Gründung eines eigenen Bataillons waren die ÖsterreicherInnen in den verschiedensten Einheiten zu finden, die meisten in der 13. (im Tschapajew-Bataillon) und der 11., der Thälmann-Brigade. Sie waren in allen Waffengattungen, außer der Marine, präsent, wobei bemerkt werden muss, dass verhältnismäßig viele Ärzte und Krankenschwestern/-pfleger im Einsatz waren. 

Nachdem Karl Flanner vom Zentralkomitee der KPÖ Anfang Mai 1937 nach Spanien gesandt wurde, um mit den höheren Kommandostellen über eine Zusammenfassung der ÖsterreicherInnen zu sprechen, war der Augenblick gekommen. In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli wurde das 4. Bataillon der 11. Brigade, das Bataillon 12.-Februar, gegründet. Es sollte nicht nur eine Anerkennung der Leistung der österreichischen SpanienkämpferInnen sein, sondern auch den antifaschistischen Kampf in der Heimat verstärken. Die Feuertaufe bestand das Bataillon 12.-Februar in der anschließenden Offensive auf Brunete, in welcher sie sich bei der Erstürmung einer 600-Mann-starken Stellung der Faschisten mit ausreichend Waffen eindecken konnten. Von diesem Zeitpunkt an war das Bataillon 12.-Februar an allen größeren Kämpfen beteiligt, ob beim Sturm auf Quinto, bei der Eroberung von Teruel oder während der Kämpfe am Ebro. Noch während die Ebroschlacht andauerte, ging die gesamte 11. Brigade Ende September 1938 in Ruhestellung. Das Februar-Bataillon hatte hier starke Verluste hinnehmen müssen. Im Anschluss an die Kämpfe am Ebro besiegelte ein Befehl der spanischen Regierung das Ende der antifaschistischen internationalen Brigaden. Denn dieser Befehl besagte, dass alle internationalen KämpferInnen demobilisiert werden müssten. Und so lag das österreichische Bataillon bis zum Jänner 1939 in Bisaura de Ter in Katalonien. Zu einem letzten Gefecht mit italienischen Einheiten kam es für das 12.-Februar-Bataillon am 3. Februar während des Rückzuges in Richtung französischer Grenze.  

Der antifaschistische Kampf geht weiter
Für die österreichischen, aber natürlich auch die deutschen, AntifaschistInnen stellte dies ein gewaltiges Problem dar. So konnten sie doch nicht mehr zurück nach Österreich, da hier nun der deutsche Faschismus wütete. Bevor sie spanischen Boden verließen, wurde den österreichischen AntifaschistInnen noch eine besondere Ehre zuteil: ihnen wurde von den KämpferInnen der 11. Brigade die ruhmreiche Fahne anvertraut, welche über Umwege die Befreiung Österreichs miterlebte und so das Schicksal vieler SpanienkämpferInnen nachzeichnete. Ein Teil der österreichischen InterbrigadistInnen wurde von der Sowjetunion aufgenommen, ein anderer Teil konnte nach England und Skandinavien ausreisen. Einige konnten unerkannt in Frankreich untertauchen. Der überwiegende Teil jedoch lernte die französischen Internierungslager kennen. So blieben 450 ÖsterreicherInnen in Gurs und wurden nach der Niederlage Frankreichs nach Hitlerdeutschland repatriiert und kamen am 1. Mai 1941 im KZ Dachau an. Von den 1.300 bis 1.400 österreichischen SpanienkämpferInnen überlebte die Befreiung von Faschismus und Krieg etwa die Hälfte. Denn egal wohin sie nach ihren Erfahrungen im Spanischen Freiheitskampf gingen oder gehen mussten, der übergroße Teil der Österreichischen SpanienkämpferInnen setzte ihren Kampf fort. Ob im Dienste der Roten Armee, der französischen Résistance, bei politischer Arbeit in den vielen KZs oder auch als Partisanen zur Befreiung Jugoslawiens, war dabei egal. Sie alle einte der Wille den Faschismus zu besiegen und eine neue Welt aufzubauen. Niemand ist je vergessen! 

Buchempfehlungen

  • Lisl Rizy/Willi Weinert: Bin ich ein guter Soldat und Genosse gewesen? Österreichische Kommunisten im Spanischen Bürgerkrieg und danach, Wien 2008 
  • Willi Bredel: Spanienkrieg. Zur Geschichte der 11. Internationalen Brigade, 2 Bde., Berlin 1977 
  • Akademie der Wissenschaften der UdSSR [Hg.]: Die Völker an der Seite der Spanischen Republik 1936-1939, Moskau 1975 
  • Max Stern: Spaniens Himmel. Die Österreicher in den Internationalen Brigaden, Wien 1966 

Text aus: der neue Mahnruf 3/2017
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