Bei der geplanten Welteroberung des deutschen Faschismus nahm der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 einen besonderen Platz ein. Es ging um die Rohstoffreserven der UdSSR, um die Weizenfelder und Agrarprodukte der ukrainischen Schwarzerde-Region, um die Öl- und Gasvorkommen im Kaukasus, um Eisenerz und die industriellen Kapazitäten im Westen der Sowjetunion. Im Plan „Fall Barbarossa“ waren diese Ressource bereits eingeplant, um den Krieg gegen die UdSSR überhaupt führen zu können. Das nach Osten vorrückende Millionenheer sollte sich aus den Vorräten der örtlichen Bevölkerung versorgen und damit den dort lebenden Menschen, die als „slawische Untermenschen“ betrachtet wurden, die Lebensgrundlage nehmen.
Zudem war es ein ideologisch motivierter Vernichtungskrieg gegen den „jüdisch-bolschewistischen“ Feind. In den „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“ heißt es: „Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jeden aktiven und passiven Widerstandes … Gegenüber allen Angehörigen der Roten Armee – auch den Gefangenen – ist äußerste Zurückhaltung und schärfste Achtsamkeit geboten, da mit heimtückischer Kampfweise zu rechnen ist. Besonders die asiatischen Soldaten der Roten Armee sind undurchsichtig, unberechenbar, hinterhältig und gefühllos.“ Solche rassistischen Anweisungen kamen nicht aus dem Goebbels-Propagandaministerium, sondern von der deutschen Wehrmachtsführung.
Verbrecherisch war auch der von General Wilhelm Keitel unterzeichnete „Kommissar-Befehl“. In der Roten Armee gab es eine Gruppe von Polit-Offizieren, so genannten „politischen Kommissare“, die laut Anweisung der Wehrmachtsführung nicht als Kriegsgefangene zu behandeln seien. Sie seien bereits an der Front zu töten. Wurden sie erst später entdeckt, verbrachte man sie zur Liquidierung in die Konzentrationslager. Allein im KZ Buchenwald ermordete die SS in der Exekutionsanlage im „Pferdestall“ über 8000 sowjetischen Häftlingen auf der Grundlage des „Kommissar-Befehls“.
Die deutsche Wehrmacht stützte sich bei ihrem Überfall auf die Sowjetunion auf ihre Verbündeten. Militärische Einheiten aus Ungarn, Rumänien, Italien, Bulgarien, selbst aus dem faschistischen Spanien („Blaue Division“) waren an dem Überfall beteiligt. Legitimiert wurde dies mit dem Kampf gegen den Bolschewismus, der als gemeinsamer Feind der Achsenmächte ausgemacht wurde. Natürlich ging es auch um die Beute, von der alle beteiligten Staaten nach dem „Endsieg“ ein Stück erhofften, wie beispielsweise Rumänien, das die moldawische Sowjetrepublik in ihr „Großrumänien“ eingliedern wollte. Gleichzeitig setzte der deutsche Faschismus in seinem Kampf gegen die Sowjetunion auch auf nationalistische Kollaborateure aus diesem Vielvölkerstaat, baltische Nationalisten, ukrainische Bandera-Einheiten und Milizen aus dem Kaukasus, die nicht nur hofften, einen eigenen Teil vom „Kuchen“ zu erhalten, sondern sich auch als Freiwillige der SS-Einheiten in den antibolschewistischen Kampf einbinden ließen.
Die Erinnerung an den 22. Juni 1941 ist für die FIR aber auch verbunden mit dem ehrenden Gedenken derjenigen, die sich mit großem Mut dem Überfall entgegengestellt haben. Wir erinnern besonders an die Soldaten der Festung Brest, die eine ganze Woche den militärischen Vormarsch einer gesamten deutschen Division erfolgreich blockieren konnten und noch weitere Wochen im Umfeld der Festung die deutsche militärische Infrastruktur sabotierten. Dieser Ort erhielt 1965 zurecht den Ehrentitel „Heldenfestung“. Das war der Beginn des „großen vaterländischen Krieges“.
Anlässlich des 80. Jahrestages bleibt es aktuelle geschichtspolitische Aufgabe, die Erinnerung an den Vernichtungskrieg und alle seine Opfer lebendig zu halten, aber auch an die große Leistung der Roten Armee, die die militärische Hauptlast für die Befreiung des europäischen Kontinents von der faschistischen Barbarei getragen hat.