Mit minimalem Vorsprung konnte sich Alexander Van der Bellen in der Bundespräsidentenwahl gegen FPÖ-Kandidat Norbert Hofer durchsetzen. Eine erfolgreiche Strategie gegen Rechts darf sich nicht auf Appelle beschränken
Nach einem langen Wahlkampf und einer aufgrund des knappen Ergebnisses 24-stündigen Verzögerung stand am späten Nachmittag des 23. Mai nach Auszählung der Wahlkarten endlich fest: Österreichs Staatsoberhaupt wird doch kein deutschnationaler Burschenschafter und Mitglied einer Partei, die aus dem „Verband der Unabhängigen“, Sammelbecken ehemaliger NSDAP-Mitglieder, entstanden war. AntifaschistInnen in ganz Österreich konnten erleichtert aufatmen. Doch Grund zu übermäßiger Freude besteht keineswegs. Denn der massenhafte Zuspruch für den FPÖ-Kandidaten macht deutlich, dass das Potenzial für künftige Wahlerfolge der Rechten noch nicht ausgeschöpft ist. Nur etwas mehr als 31.000 Stimmen trennten den Wahlsieger Alexander Van der Bellen von Hofer. Gleichzeitig deutet auch nach der Ablöse von Werner Faymann durch den Manager Christian Kern als SPÖ-Chef und Bundeskanzler wenig auf eine Wende in der Regierungspolitik hin. Doch diese ist nötig, wenn der FPÖ der Wind aus den Segeln genommen werden soll. Moralische Appelle an die ÖsterreicherInnen, keine KandidatInnen einer Partei zu wählen, die rassistische Ressentiments für ihre Politik nutzt, wird zu wenig sein.